Letzte Woche war ich als Stadtführerin mit einer Gruppe von zehn Männern aus Deutschland in Turin unterwegs.

Während der Tour, gegen Mittag, haben sie mich darum gebeten, eine gemütliche Pause im Schlosspark einzulegen.

Sie hatten nämlich zwei gute Flaschen Wein bei den Verkostungen in den vorigen Tagen als Geschenk erhalten, so wollten sie die Köstlichkeit vor ihrem Abflug noch zusammen trinken.

Witzigerweise haben sie sich selbst als “Birol Boys” bezeichnet …

 

Aber wer waren eigentlich die Barolo Boys ?

Die Bezeichnung Barolo Boys bezieht sich auf eine Generation von jungen und revolutionären Winzern aus dem Piemont in den 80er Jahren.

In der Nachkriegszeit war in der Weinregion um das berühmte Dorf Barolo eine große Not entstanden, wegen eines allgemeinen Desinteresses an dem hier produzierten Wein.

In der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders zogen junge Männer lieber in die Fabriken nach Turin, Mailand oder Alba, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Wer blieb und „Glück“hatte, konnte am Ende eines Jahres seine gesamte Ernte zum Niedrigstpreis komplett an Mittelsmänner verkaufen.

 

Ein Lehrstück aus Frankreich

Auf der Suche nach Inspiration, fuhr der piemontesische Winzer Elio Altare mit seinem alten Wagen ins nahe Burgund, um zu verstehen, warum man dort schon lange sehr gut vom Wein leben konnte. Was er dort feststellte, war eine konsequente Ausrichtung der Produktion auf Qualität, sowohl im Weinberg als auch im Keller.

Zurück im Piemont diskutierte er leidenschaftlich mit Gleichgesinnten, die sich von den Traditionen der Region endlich lösen wollten. Aus dieser Gruppe wurden dann später die “Barolo Boys”.  Diesen Name bekamen sie auf einer Tour durch die USA und sie behielten ihn auch später. Unter Ihnen war eigentlich auch ein BaroloGirl : Chiara Boschis.

Ihr Erfolg war überwältigend. Die Weine dieser innovativen Winzer entsprachen genau dem Geschmack der amerikanischen Weinkritiker. Der Export erhöhte sich kontinuirlich trotz steigender Weinpreise.

Barolo Boys castle Barolo wine of the kings and the king of winesGleichzeitig entdeckten nordeuropäische Weinliebhaber (in erster Linie deutschsprachige Schweizer) die reizvolle Landschaft des Piemont und seine regionalen Produkte.

Viele Produzenten nahmen den Betrieb wieder auf, junge Leute kamen zurück.  Im Ausland erreichte mancher der Barolo Boys den Status von bejubelten Rockstars.

Barolo Boys ist übrigens auch der Titel eines schönen Dokumentarfilms (2014), der die Geschichte der Barolo Boys erzählt.